Karikierende Darstellung: Der Bamberger Canonicus Georg Stöhr (1757-1840) fragt - oder wird gefragt: Cavallerie oder Infanterie? - Staatsbibliothek Bamberg I R 62

Karikierende Darstellung: Der Bamberger Canonicus Georg Stöhr (1757-1840) fragt - oder wird gefragt: Cavallerie oder Infanterie? - Staatsbibliothek Bamberg I R 62 Hoffmann, E. T. A.1776-1822(DE-588)118552465art collectionstill image (DE-588)4003942-0Autografgnd-content (DE-588)4023287-6Handschriftgnd-content (DE-588)4127900-1Zeichnunggnd-content (DE-588)4021845-4Grafikgnd-content ger In der Mitte des hochrechteckigen Blattes spaziert der Bamberger Kanoniker Georg Stöhr (1757–1840), seinen hageren und hochgewachsenen Körper ins Profil nach links gewendet, in erlesener und gepflegter Toilette: er trägt einen engen zugeknöpften dunkelgrauen Rock mit langen gefalteten Schößen, auffallenden Taschenklappen und breiten Aufschlägen an den schmalen Ärmeln, die an der Schulter ausgestellt und gefältelt eingesetzt sind und unten weiße, breitgerüschte, über die Handrücken fallende Spitzenmanschetten freigeben; unter dem kleinen Stehkragen ein weißes Halstuch mit weit hervorstehendem in viele Falten gelegtem Jabot; die langen sehr dünnen Beine sind bekleidet mit langen eng anliegenden dunkel- und hellgrau gestreiften Hosen, deren Beine sich mit ihren Säumen bis über die Schuhe aufstülpen; unter dem vorgesetzten linken Knie ein Hosenband mit einer rückwärts in die Kehle gedrehten silbernen Agraffe; die unweit nebeneinander gesetzten, aber mit den Spitzen betont nach außen gerichteten Füße tragen flache schwarze Schuhe mit sehr großen silbernen Schnallen; die leicht nach unten gesenkte und kurz angewinkelte Rechte hält einen zierlichen Spazierstock mit Silberknauf fast senkrecht auf dem Boden und dazu einen breitkrempigen schwarzen Hut mit Federputz nach außen gewendet; die eher spärlichen Haare seines unbedeckten, vom dürren Körper wie auf einer langen Stange getragenen Kopfes sind, das spitze Ohr freigebend, nach hinten mit einer Schleife in einen Beutel oder Zopf gebunden; sein großflächiges Gesicht mit geröteten Wangen, hoher Stirn, markant geschnittenem Profil aber stark ausladendem Kinn über faltigem Halsansatz blickt mit kleinen scharfen Augen fixierend direkt nach vorn und bietet seinem Gegenüber mit schmalen aber breitgezogenen Lippen neben kleinen Grübchen ein überaus freundliches fragendes Lächeln. Seine ein wenig zaghaft aber beredt ausgestreckte und erhobene linke Hand, der im Reflex das nach rückwärts exponierte Hinterteil entspricht, scheint mit der Sprache des Körpers die Frage - offenbar gestellt an einen ihm begegnenden, vielleicht auch vorgestellten Soldaten oder Militär - zu begleiten, die E.T.A. Hoffmann unter das lebensvoll anschauliche Porträt des geistlichen Herrn mit seinem speziellen Interesse geschrieben hat: "Cavallerie oder Infanterie? -". Im Gegensinne mag auch Hoffmann dem Publikum seines Porträts dieser als Original stadtbekannten Persönlichkeit in ironischer aber durchaus wahrhaftig charakterisierender Absicht die bezeichnende Frage selbst an den Dargestellten nahelegen, und damit macht er es zu seinem Mitbeobachter - in satirisch treffender Zuspitzung, aber auch anteilnehmend humorvoller Haltung. Denn trotz aller Skurrilität und Disproportioniertheit der Erscheinung als auch der exaltierten Gewähltheit der Kleidung wirkt die Person des Kanonikers zwar komisch, aber nicht unsympathisch auf den Betrachter; die Diskussion um die von Carl Friedrich Kunz behauptete Ähnlichkeit der Wiedergabe im Vergleich mit den beiden zudem in der Staatsbibliothek Bamberg überlieferten Bildnissen des Dargestellten (Signaturen: HV.Rep. 21/2, Nr. 256 und I R 121g) zeigt, wie Hoffmanns ironisch distanzierter Blick, aber auch seine überaus feine und eher liebevoll detaillierte und sorgfältige Ausführung in der Wahl der Farben und der Führung des Pinselstrichs die menschliche Wahrheit auf einer tieferen empathischen Ebene getroffen hat. Das Licht fällt modellierend von oben links ein und wirft auf den Boden einen kurzen aber bedeutend starken Schatten nach rechts hinten. Die weiß angegebenen Stellen zeigen eine Aussparung, durch die der unbemalte Papiergrund kontrastreich hervorblinkt. Ponert, Dietmar Jürgen: E.T.A. Hoffmann - Das bildkünstlerische Werk : ein kritisches Gesamtverzeichnis. Herausgegeben von der Staatsbibliothek Bamberg In der Mitte des hochrechteckigen Blattes spaziert der Bamberger Kanoniker Georg Stöhr (1757–1840), seinen hageren und hochgewachsenen Körper ins Profil nach links gewendet, in erlesener und gepflegter Toilette: er trägt einen engen zugeknöpften dunkelgrauen Rock mit langen gefalteten Schößen, auffallenden Taschenklappen und breiten Aufschlägen an den schmalen Ärmeln, die an der Schulter ausgestellt und gefältelt eingesetzt sind und unten weiße, breitgerüschte, über die Handrücken fallende Spitzenmanschetten freigeben; unter dem kleinen Stehkragen ein weißes Halstuch mit weit hervorstehendem in viele Falten gelegtem Jabot; die langen sehr dünnen Beine sind bekleidet mit langen eng anliegenden dunkel- und hellgrau gestreiften Hosen, deren Beine sich mit ihren Säumen bis über die Schuhe aufstülpen; unter dem vorgesetzten linken Knie ein Hosenband mit einer rückwärts in die Kehle gedrehten silbernen Agraffe; die unweit nebeneinander gesetzten, aber mit den Spitzen betont nach außen gerichteten Füße tragen flache schwarze Schuhe mit sehr großen silbernen Schnallen; die leicht nach unten gesenkte und kurz angewinkelte Rechte hält einen zierlichen Spazierstock mit Silberknauf fast senkrecht auf dem Boden und dazu einen breitkrempigen schwarzen Hut mit Federputz nach außen gewendet; die eher spärlichen Haare seines unbedeckten, vom dürren Körper wie auf einer langen Stange getragenen Kopfes sind, das spitze Ohr freigebend, nach hinten mit einer Schleife in einen Beutel oder Zopf gebunden; sein großflächiges Gesicht mit geröteten Wangen, hoher Stirn, markant geschnittenem Profil aber stark ausladendem Kinn über faltigem Halsansatz blickt mit kleinen scharfen Augen fixierend direkt nach vorn und bietet seinem Gegenüber mit schmalen aber breitgezogenen Lippen neben kleinen Grübchen ein überaus freundliches fragendes Lächeln. Seine ein wenig zaghaft aber beredt ausgestreckte und erhobene linke Hand, der im Reflex das nach rückwärts exponierte Hinterteil entspricht, scheint mit der Sprache des Körpers die Frage - offenbar gestellt an einen ihm begegnenden, vielleicht auch vorgestellten Soldaten oder Militär - zu begleiten, die E.T.A. Hoffmann unter das lebensvoll anschauliche Porträt des geistlichen Herrn mit seinem speziellen Interesse geschrieben hat: "Cavallerie oder Infanterie? -". Im Gegensinne mag auch Hoffmann dem Publikum seines Porträts dieser als Original stadtbekannten Persönlichkeit in ironischer aber durchaus wahrhaftig charakterisierender Absicht die bezeichnende Frage selbst an den Dargestellten nahelegen, und damit macht er es zu seinem Mitbeobachter - in satirisch treffender Zuspitzung, aber auch anteilnehmend humorvoller Haltung. Denn trotz aller Skurrilität und Disproportioniertheit der Erscheinung als auch der exaltierten Gewähltheit der Kleidung wirkt die Person des Kanonikers zwar komisch, aber nicht unsympathisch auf den Betrachter; die Diskussion um die von Carl Friedrich Kunz behauptete Ähnlichkeit der Wiedergabe im Vergleich mit den beiden zudem in der Staatsbibliothek Bamberg überlieferten Bildnissen des Dargestellten (Signaturen: HV.Rep. 21/2, Nr. 256 und I R 121g) zeigt, wie Hoffmanns ironisch distanzierter Blick, aber auch seine überaus feine und eher liebevoll detaillierte und sorgfältige Ausführung in der Wahl der Farben und der Führung des Pinselstrichs die menschliche Wahrheit auf einer tieferen empathischen Ebene getroffen hat. Das Licht fällt modellierend von oben links ein und wirft auf den Boden einen kurzen aber bedeutend starken Schatten nach rechts hinten. Die weiß angegebenen Stellen zeigen eine Aussparung, durch die der unbemalte Papiergrund kontrastreich hervorblinkt. kostenfrei Geschenk E.T.A. Hoffmanns an Carl Friedrich Kunz, Bamberg. - 1820 im Tausch an Joseph Heller, Bamberg. - Mit Joseph Hellers Sammlung in die Königliche Bibliothek Bamberg, die heutige Staatsbibliothek Bamberg, gelangt  Hoffmann, E. T. A. 1776-1822 Stöhr, Georg 1757-1840 Deckfarbe Malerei urn:nbn:de:bvb:22-dtl-0000027231

Karikierende Darstellung: Der Bamberger Canonicus Georg Stöhr (1757-1840) fragt - oder wird gefragt: Cavallerie oder Infanterie? - Staatsbibliothek Bamberg I R 62

Hoffmann, E. T. A.1776-1822(DE-588)118552465art

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In der Mitte des hochrechteckigen Blattes spaziert der Bamberger Kanoniker Georg Stöhr (1757–1840), seinen hageren und hochgewachsenen Körper ins Profil nach links gewendet, in erlesener und gepflegter Toilette: er trägt einen engen zugeknöpften dunkelgrauen Rock mit langen gefalteten Schößen, auffallenden Taschenklappen und breiten Aufschlägen an den schmalen Ärmeln, die an der Schulter ausgestellt und gefältelt eingesetzt sind und unten weiße, breitgerüschte, über die Handrücken fallende Spitzenmanschetten freigeben; unter dem kleinen Stehkragen ein weißes Halstuch mit weit hervorstehendem in viele Falten gelegtem Jabot; die langen sehr dünnen Beine sind bekleidet mit langen eng anliegenden dunkel- und hellgrau gestreiften Hosen, deren Beine sich mit ihren Säumen bis über die Schuhe aufstülpen; unter dem vorgesetzten linken Knie ein Hosenband mit einer rückwärts in die Kehle gedrehten silbernen Agraffe; die unweit nebeneinander gesetzten, aber mit den Spitzen betont nach außen gerichteten Füße tragen flache schwarze Schuhe mit sehr großen silbernen Schnallen; die leicht nach unten gesenkte und kurz angewinkelte Rechte hält einen zierlichen Spazierstock mit Silberknauf fast senkrecht auf dem Boden und dazu einen breitkrempigen schwarzen Hut mit Federputz nach außen gewendet; die eher spärlichen Haare seines unbedeckten, vom dürren Körper wie auf einer langen Stange getragenen Kopfes sind, das spitze Ohr freigebend, nach hinten mit einer Schleife in einen Beutel oder Zopf gebunden; sein großflächiges Gesicht mit geröteten Wangen, hoher Stirn, markant geschnittenem Profil aber stark ausladendem Kinn über faltigem Halsansatz blickt mit kleinen scharfen Augen fixierend direkt nach vorn und bietet seinem Gegenüber mit schmalen aber breitgezogenen Lippen neben kleinen Grübchen ein überaus freundliches fragendes Lächeln.

Seine ein wenig zaghaft aber beredt ausgestreckte und erhobene linke Hand, der im Reflex das nach rückwärts exponierte Hinterteil entspricht, scheint mit der Sprache des Körpers die Frage - offenbar gestellt an einen ihm begegnenden, vielleicht auch vorgestellten Soldaten oder Militär - zu begleiten, die E.T.A. Hoffmann unter das lebensvoll anschauliche Porträt des geistlichen Herrn mit seinem speziellen Interesse geschrieben hat: "Cavallerie oder Infanterie? -". Im Gegensinne mag auch Hoffmann dem Publikum seines Porträts dieser als Original stadtbekannten Persönlichkeit in ironischer aber durchaus wahrhaftig charakterisierender Absicht die bezeichnende Frage selbst an den Dargestellten nahelegen, und damit macht er es zu seinem Mitbeobachter - in satirisch treffender Zuspitzung, aber auch anteilnehmend humorvoller Haltung. Denn trotz aller Skurrilität und Disproportioniertheit der Erscheinung als auch der exaltierten Gewähltheit der Kleidung wirkt die Person des Kanonikers zwar komisch, aber nicht unsympathisch auf den Betrachter; die Diskussion um die von Carl Friedrich Kunz behauptete Ähnlichkeit der Wiedergabe im Vergleich mit den beiden zudem in der Staatsbibliothek Bamberg überlieferten Bildnissen des Dargestellten (Signaturen: HV.Rep. 21/2, Nr. 256 und I R 121g) zeigt, wie Hoffmanns ironisch distanzierter Blick, aber auch seine überaus feine und eher liebevoll detaillierte und sorgfältige Ausführung in der Wahl der Farben und der Führung des Pinselstrichs die menschliche Wahrheit auf einer tieferen empathischen Ebene getroffen hat.

Das Licht fällt modellierend von oben links ein und wirft auf den Boden einen kurzen aber bedeutend starken Schatten nach rechts hinten. Die weiß angegebenen Stellen zeigen eine Aussparung, durch die der unbemalte Papiergrund kontrastreich hervorblinkt.

Ponert, Dietmar Jürgen: E.T.A. Hoffmann - Das bildkünstlerische Werk : ein kritisches Gesamtverzeichnis. Herausgegeben von der Staatsbibliothek Bamberg

In der Mitte des hochrechteckigen Blattes spaziert der Bamberger Kanoniker Georg Stöhr (1757–1840), seinen hageren und hochgewachsenen Körper ins Profil nach links gewendet, in erlesener und gepflegter Toilette: er trägt einen engen zugeknöpften dunkelgrauen Rock mit langen gefalteten Schößen, auffallenden Taschenklappen und breiten Aufschlägen an den schmalen Ärmeln, die an der Schulter ausgestellt und gefältelt eingesetzt sind und unten weiße, breitgerüschte, über die Handrücken fallende Spitzenmanschetten freigeben; unter dem kleinen Stehkragen ein weißes Halstuch mit weit hervorstehendem in viele Falten gelegtem Jabot; die langen sehr dünnen Beine sind bekleidet mit langen eng anliegenden dunkel- und hellgrau gestreiften Hosen, deren Beine sich mit ihren Säumen bis über die Schuhe aufstülpen; unter dem vorgesetzten linken Knie ein Hosenband mit einer rückwärts in die Kehle gedrehten silbernen Agraffe; die unweit nebeneinander gesetzten, aber mit den Spitzen betont nach außen gerichteten Füße tragen flache schwarze Schuhe mit sehr großen silbernen Schnallen; die leicht nach unten gesenkte und kurz angewinkelte Rechte hält einen zierlichen Spazierstock mit Silberknauf fast senkrecht auf dem Boden und dazu einen breitkrempigen schwarzen Hut mit Federputz nach außen gewendet; die eher spärlichen Haare seines unbedeckten, vom dürren Körper wie auf einer langen Stange getragenen Kopfes sind, das spitze Ohr freigebend, nach hinten mit einer Schleife in einen Beutel oder Zopf gebunden; sein großflächiges Gesicht mit geröteten Wangen, hoher Stirn, markant geschnittenem Profil aber stark ausladendem Kinn über faltigem Halsansatz blickt mit kleinen scharfen Augen fixierend direkt nach vorn und bietet seinem Gegenüber mit schmalen aber breitgezogenen Lippen neben kleinen Grübchen ein überaus freundliches fragendes Lächeln.

Seine ein wenig zaghaft aber beredt ausgestreckte und erhobene linke Hand, der im Reflex das nach rückwärts exponierte Hinterteil entspricht, scheint mit der Sprache des Körpers die Frage - offenbar gestellt an einen ihm begegnenden, vielleicht auch vorgestellten Soldaten oder Militär - zu begleiten, die E.T.A. Hoffmann unter das lebensvoll anschauliche Porträt des geistlichen Herrn mit seinem speziellen Interesse geschrieben hat: "Cavallerie oder Infanterie? -". Im Gegensinne mag auch Hoffmann dem Publikum seines Porträts dieser als Original stadtbekannten Persönlichkeit in ironischer aber durchaus wahrhaftig charakterisierender Absicht die bezeichnende Frage selbst an den Dargestellten nahelegen, und damit macht er es zu seinem Mitbeobachter - in satirisch treffender Zuspitzung, aber auch anteilnehmend humorvoller Haltung. Denn trotz aller Skurrilität und Disproportioniertheit der Erscheinung als auch der exaltierten Gewähltheit der Kleidung wirkt die Person des Kanonikers zwar komisch, aber nicht unsympathisch auf den Betrachter; die Diskussion um die von Carl Friedrich Kunz behauptete Ähnlichkeit der Wiedergabe im Vergleich mit den beiden zudem in der Staatsbibliothek Bamberg überlieferten Bildnissen des Dargestellten (Signaturen: HV.Rep. 21/2, Nr. 256 und I R 121g) zeigt, wie Hoffmanns ironisch distanzierter Blick, aber auch seine überaus feine und eher liebevoll detaillierte und sorgfältige Ausführung in der Wahl der Farben und der Führung des Pinselstrichs die menschliche Wahrheit auf einer tieferen empathischen Ebene getroffen hat.

Das Licht fällt modellierend von oben links ein und wirft auf den Boden einen kurzen aber bedeutend starken Schatten nach rechts hinten. Die weiß angegebenen Stellen zeigen eine Aussparung, durch die der unbemalte Papiergrund kontrastreich hervorblinkt.

kostenfrei

Geschenk E.T.A. Hoffmanns an Carl Friedrich Kunz, Bamberg. - 1820 im Tausch an Joseph Heller, Bamberg. - Mit Joseph Hellers Sammlung in die Königliche Bibliothek Bamberg, die heutige Staatsbibliothek Bamberg, gelangt 

Hoffmann, E. T. A. 1776-1822

Stöhr, Georg 1757-1840

Deckfarbe

Malerei

urn:nbn:de:bvb:22-dtl-0000027231


Karikierende Darstellung: Der Bamberger Canonicus Georg Stöhr (1757-1840) fragt - oder wird gefragt: Cavallerie oder Infanterie? - Staatsbibliothek Bamberg I R 62 Hoffmann, E. T. A.1776-1822(DE-588)118552465art collectionstill image (DE-588)4003942-0Autografgnd-content (DE-588)4023287-6Handschriftgnd-content (DE-588)4127900-1Zeichnunggnd-content (DE-588)4021845-4Grafikgnd-content ger In der Mitte des hochrechteckigen Blattes spaziert der Bamberger Kanoniker Georg Stöhr (1757–1840), seinen hageren und hochgewachsenen Körper ins Profil nach links gewendet, in erlesener und gepflegter Toilette: er trägt einen engen zugeknöpften dunkelgrauen Rock mit langen gefalteten Schößen, auffallenden Taschenklappen und breiten Aufschlägen an den schmalen Ärmeln, die an der Schulter ausgestellt und gefältelt eingesetzt sind und unten weiße, breitgerüschte, über die Handrücken fallende Spitzenmanschetten freigeben; unter dem kleinen Stehkragen ein weißes Halstuch mit weit hervorstehendem in viele Falten gelegtem Jabot; die langen sehr dünnen Beine sind bekleidet mit langen eng anliegenden dunkel- und hellgrau gestreiften Hosen, deren Beine sich mit ihren Säumen bis über die Schuhe aufstülpen; unter dem vorgesetzten linken Knie ein Hosenband mit einer rückwärts in die Kehle gedrehten silbernen Agraffe; die unweit nebeneinander gesetzten, aber mit den Spitzen betont nach außen gerichteten Füße tragen flache schwarze Schuhe mit sehr großen silbernen Schnallen; die leicht nach unten gesenkte und kurz angewinkelte Rechte hält einen zierlichen Spazierstock mit Silberknauf fast senkrecht auf dem Boden und dazu einen breitkrempigen schwarzen Hut mit Federputz nach außen gewendet; die eher spärlichen Haare seines unbedeckten, vom dürren Körper wie auf einer langen Stange getragenen Kopfes sind, das spitze Ohr freigebend, nach hinten mit einer Schleife in einen Beutel oder Zopf gebunden; sein großflächiges Gesicht mit geröteten Wangen, hoher Stirn, markant geschnittenem Profil aber stark ausladendem Kinn über faltigem Halsansatz blickt mit kleinen scharfen Augen fixierend direkt nach vorn und bietet seinem Gegenüber mit schmalen aber breitgezogenen Lippen neben kleinen Grübchen ein überaus freundliches fragendes Lächeln. Seine ein wenig zaghaft aber beredt ausgestreckte und erhobene linke Hand, der im Reflex das nach rückwärts exponierte Hinterteil entspricht, scheint mit der Sprache des Körpers die Frage - offenbar gestellt an einen ihm begegnenden, vielleicht auch vorgestellten Soldaten oder Militär - zu begleiten, die E.T.A. Hoffmann unter das lebensvoll anschauliche Porträt des geistlichen Herrn mit seinem speziellen Interesse geschrieben hat: "Cavallerie oder Infanterie? -". Im Gegensinne mag auch Hoffmann dem Publikum seines Porträts dieser als Original stadtbekannten Persönlichkeit in ironischer aber durchaus wahrhaftig charakterisierender Absicht die bezeichnende Frage selbst an den Dargestellten nahelegen, und damit macht er es zu seinem Mitbeobachter - in satirisch treffender Zuspitzung, aber auch anteilnehmend humorvoller Haltung. Denn trotz aller Skurrilität und Disproportioniertheit der Erscheinung als auch der exaltierten Gewähltheit der Kleidung wirkt die Person des Kanonikers zwar komisch, aber nicht unsympathisch auf den Betrachter; die Diskussion um die von Carl Friedrich Kunz behauptete Ähnlichkeit der Wiedergabe im Vergleich mit den beiden zudem in der Staatsbibliothek Bamberg überlieferten Bildnissen des Dargestellten (Signaturen: HV.Rep. 21/2, Nr. 256 und I R 121g) zeigt, wie Hoffmanns ironisch distanzierter Blick, aber auch seine überaus feine und eher liebevoll detaillierte und sorgfältige Ausführung in der Wahl der Farben und der Führung des Pinselstrichs die menschliche Wahrheit auf einer tieferen empathischen Ebene getroffen hat. Das Licht fällt modellierend von oben links ein und wirft auf den Boden einen kurzen aber bedeutend starken Schatten nach rechts hinten. Die weiß angegebenen Stellen zeigen eine Aussparung, durch die der unbemalte Papiergrund kontrastreich hervorblinkt. Ponert, Dietmar Jürgen: E.T.A. Hoffmann - Das bildkünstlerische Werk : ein kritisches Gesamtverzeichnis. Herausgegeben von der Staatsbibliothek Bamberg In der Mitte des hochrechteckigen Blattes spaziert der Bamberger Kanoniker Georg Stöhr (1757–1840), seinen hageren und hochgewachsenen Körper ins Profil nach links gewendet, in erlesener und gepflegter Toilette: er trägt einen engen zugeknöpften dunkelgrauen Rock mit langen gefalteten Schößen, auffallenden Taschenklappen und breiten Aufschlägen an den schmalen Ärmeln, die an der Schulter ausgestellt und gefältelt eingesetzt sind und unten weiße, breitgerüschte, über die Handrücken fallende Spitzenmanschetten freigeben; unter dem kleinen Stehkragen ein weißes Halstuch mit weit hervorstehendem in viele Falten gelegtem Jabot; die langen sehr dünnen Beine sind bekleidet mit langen eng anliegenden dunkel- und hellgrau gestreiften Hosen, deren Beine sich mit ihren Säumen bis über die Schuhe aufstülpen; unter dem vorgesetzten linken Knie ein Hosenband mit einer rückwärts in die Kehle gedrehten silbernen Agraffe; die unweit nebeneinander gesetzten, aber mit den Spitzen betont nach außen gerichteten Füße tragen flache schwarze Schuhe mit sehr großen silbernen Schnallen; die leicht nach unten gesenkte und kurz angewinkelte Rechte hält einen zierlichen Spazierstock mit Silberknauf fast senkrecht auf dem Boden und dazu einen breitkrempigen schwarzen Hut mit Federputz nach außen gewendet; die eher spärlichen Haare seines unbedeckten, vom dürren Körper wie auf einer langen Stange getragenen Kopfes sind, das spitze Ohr freigebend, nach hinten mit einer Schleife in einen Beutel oder Zopf gebunden; sein großflächiges Gesicht mit geröteten Wangen, hoher Stirn, markant geschnittenem Profil aber stark ausladendem Kinn über faltigem Halsansatz blickt mit kleinen scharfen Augen fixierend direkt nach vorn und bietet seinem Gegenüber mit schmalen aber breitgezogenen Lippen neben kleinen Grübchen ein überaus freundliches fragendes Lächeln. Seine ein wenig zaghaft aber beredt ausgestreckte und erhobene linke Hand, der im Reflex das nach rückwärts exponierte Hinterteil entspricht, scheint mit der Sprache des Körpers die Frage - offenbar gestellt an einen ihm begegnenden, vielleicht auch vorgestellten Soldaten oder Militär - zu begleiten, die E.T.A. Hoffmann unter das lebensvoll anschauliche Porträt des geistlichen Herrn mit seinem speziellen Interesse geschrieben hat: "Cavallerie oder Infanterie? -". Im Gegensinne mag auch Hoffmann dem Publikum seines Porträts dieser als Original stadtbekannten Persönlichkeit in ironischer aber durchaus wahrhaftig charakterisierender Absicht die bezeichnende Frage selbst an den Dargestellten nahelegen, und damit macht er es zu seinem Mitbeobachter - in satirisch treffender Zuspitzung, aber auch anteilnehmend humorvoller Haltung. Denn trotz aller Skurrilität und Disproportioniertheit der Erscheinung als auch der exaltierten Gewähltheit der Kleidung wirkt die Person des Kanonikers zwar komisch, aber nicht unsympathisch auf den Betrachter; die Diskussion um die von Carl Friedrich Kunz behauptete Ähnlichkeit der Wiedergabe im Vergleich mit den beiden zudem in der Staatsbibliothek Bamberg überlieferten Bildnissen des Dargestellten (Signaturen: HV.Rep. 21/2, Nr. 256 und I R 121g) zeigt, wie Hoffmanns ironisch distanzierter Blick, aber auch seine überaus feine und eher liebevoll detaillierte und sorgfältige Ausführung in der Wahl der Farben und der Führung des Pinselstrichs die menschliche Wahrheit auf einer tieferen empathischen Ebene getroffen hat. Das Licht fällt modellierend von oben links ein und wirft auf den Boden einen kurzen aber bedeutend starken Schatten nach rechts hinten. Die weiß angegebenen Stellen zeigen eine Aussparung, durch die der unbemalte Papiergrund kontrastreich hervorblinkt. kostenfrei Geschenk E.T.A. Hoffmanns an Carl Friedrich Kunz, Bamberg. - 1820 im Tausch an Joseph Heller, Bamberg. - Mit Joseph Hellers Sammlung in die Königliche Bibliothek Bamberg, die heutige Staatsbibliothek Bamberg, gelangt  Hoffmann, E. T. A. 1776-1822 Stöhr, Georg 1757-1840 Deckfarbe Malerei urn:nbn:de:bvb:22-dtl-0000027231